Welche Kataloge brauchen wir im Alltag?

Es gibt inzwischen rund 150 Kataloge mit Pflegefachsprachen im europäischen Raum. Manche von ihnen sind hochindividuelle Implementierungen und in Arbeitskreisen entstanden. Andere sind von namhaften Herstellern über Jahre hinweg kontinuierliche weiterentwickelt worden und weisen zum Teil eine hohe Komplexität – aber auch evidenzbasiertes Wissen auf. Was soll es nun werden? ENP, NANDA, ePA oder ePA/LEP, Böhm, ICNP oder eine Kombination mit anderen medizinischen Katalogen wie ICD, ICF oder SNOMED?

Je nach Kataloganbieter finden sich umfangreich verknüpfte Inhalte, vom Basis-Pflegeassessment über die Maßnahmenplanung bis hin zur Leistungsdokumentation. Während man in den großen Krankenanstalten aufgrund der Vielzahl an Disziplinen auf umfangreiche Kataloginhalte zugreifen möchte, haben es aufgrund von Lizenzkosten kleine und mittlere Pflegeeinrichtungen deutlicher schwerer den richtigen Katalog für ihren Dokumentationsprozess auszuwählen. Hier wäre die europäische Gesundheitspolitik gefordert um im Sinne der Versorgungsqualität Standards zu definieren.

Auch bei den Softwareherstellern stellt sich eine gewisse Resignation ein, ist doch jeder Katalog im System mit hohen Implementierungskosten und Maintenanceaufwänden verbunden. Zudem gehen viele Kataloge über mehrere Disziplinen hinweg, schließen Kinder, Psychiatrie aber auch Intensiv-, Akut- und Langzeitversorgung mit ein. Die Inhalte sollten sich also in adäquater Form konfigurieren bzw. für den Alltag reduzieren lassen. Es bedarf hier einer umfassenden individuellen Anpassung der Software.

Selbstkritisch konnten ich in vielen Kundenprojekten auch feststellen, dass zumeist der Wunsch besteht – viel zu viel zu dokumentieren. Das liegt wohl auch am Pflegepersonal selbst. Zum einen werden die Kosten für die erworbene Software nicht der examinierten Pflegekraft in Rechnung gestellt. Hoch lebe also das Wunschkonzert! Zum anderen hat man den Pflegepersonen über die Jahre hinweg immer eindringlich “eingeimpft”, wie essentiell die eigene Sicherheit von einer adäquaten Dokumentation abhängt. Sätze wie “Wer schreibt der bleibt!” klingen heute noch in meinen Ohren.

Viel zu selten wird ehrlich die Frage gestellt, was brauchen wir denn tatsächlich im Alltag? Spätestens dann geht es in den Antworten darum, was mit den erfassten Daten in der Folge passieren soll. Es lohnt sich schon im Vorfeld eines Projektes intensiv darüber nachzudenken!

– Welche Daten sind für jeden Patienten essentiell und unverzichtbar?

Die zweite Frage erscheint mir aber noch viel wesentlicher zu sein:

– Welche Daten brauchen wir in der Einrichtung? Hier geht es um Qualität, Versorgungsstandards, Best practice Modelle, Kosten und Controlling und damit ganz entscheidend um die Steuerung der Prozesse in der Einrichtung.

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Eine Pflegerin mit einer älteren Dame im Arm.

Erwartungen an die Zukunft

Man wird doch noch träumen dürfen! Auseinandersetzung mit den aktuellen Anforderungen bzgl. Kataloge, Schnittstellen mit dem erforderlichen Datenabgleich zwischen intra- und extramuralen Bereichen.